Vortrag: Zwischen Mythos und Moderne - Der Romanautor Amitav Ghosch und die Umweltprobleme Indiens

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der

Jahresmitgliederversammlung der Indienhilfe e.V. Herrsching

Samstag, 17.10.15 – 17 Uhr, Saal im 1. Stock der Alten Schule Herrsching, Luitpoldstr. 20

Zwischen Mythos und Moderne
Der Romanautor Amitav Ghosh und die Umweltprobleme Indiens

Vortrag: Prof. Dr. Dietrich Harth, Literatur- und Kulturwissenschaftler

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Ausgangspunkt des Vortrags sind die Bemühungen der neuen indischen Regierung, lang währende Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Die sich daran anschließenden Beobachtungen liefern die Leitmotive für eine Lektüre verschiedener Romane von Amitav Ghosh mit Schwerpunkt auf The Hungry Tide (Hunger der Gezeiten). Ghoshs Romane bieten keine Lösungen. Doch ihre Geschichten deuten an, welchen Preis unter Umständen der Einzelne zu zahlen hat, wenn er sich der Gewalt politischer und natürlicher Mächte entgegenstellt und welche Konsequenzen das für sein Handeln haben kann.

 

Prof. Dr. Dietrich Harth, Heidelberg: 1973-2000 Prof. für Neuere deutsche Literatur und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Heidelberg. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Rhetorik & Literaturtheorie, Europäische Aufklärung, Geschichte der Geschichtsschreibung, Geschichte des europäischen Theaters, Kulturanthropologie. Mitarbeit in interdisziplinären Forschungsprojekten: Kulturelles Gedächtnis (mit dem Ägyptologen Jan Assmann und der Anglistin Aleida Assmann), Ritual Studies (mit dem Indologen Axel Michaels u. a.). Mitbegründer des Wissenschaftsverlags Synchron Publishers. Gründungs- & Vorstandsmitglied (bis 2013) der Bürgerstiftung Heidelberg.

 

Aus Perlentaucher.de/ Kulturmagazin:

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.12.2004

Sehr wohlwollend bespricht Irene Binal den neuen Roman des schreibenden Historikers und Sozialanthropologen Amitav Ghosh. Der indische Autor erzählt eine Dreiecksgeschichte, die in den Sundarbans, der bedrohten und bedrohlichen Welt des Ganges-Deltas angesiedelt ist. In dieser außergewöhnlichen Region, dem "Gezeitenland", treffen drei unterschiedliche Charaktere aufeinander: Der naturverbundene, einheimische Fischer Fokir, die amerikanische Meeresbiologin Piya und der urbane Dolmetscher Kanai, den die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit ins Gezeitenland verschlagen hat. Ausgehend von dieser Dreiecksbeziehung entwirft der Autor ein "gewaltiges Panorama der Sundarbans und ihrer Geschichte", erläutert die Rezensentin, die den Schauplatz als einen symbolischen Ort interpretiert: Das Gezeitenland sei eine Brücke zwischen Natur und Zivilisation, eine Verbindung zwischen Gestern und Heute. Auch das "Lebensthema des Autors" hat Irene Binal in Ghoshs Roman ausgemacht: die Globalisierung und ihre Auswirkungen. In den drei Hauptfiguren sieht sie Repräsentanten unterschiedlichster Weltanschauungen, deren Annäherung zwar schwierig, aber nicht unmöglich sei. Insgesamt ist "Hunger der Gezeiten" nicht weniger als ein Hohelied auf die Erde und ihre Schönheit, meint die überzeugte Kritikerin.