Preisträger des 21. Indischen Filmfestivals Stuttgart

Pressemeldung des Filmbüros Baden-Württemberg e.V. zu den Preisträgern des 21. Indischen Filmfestivals Stuttgart:

Hauptpreis für Marathi-Spielfilm ‚Sthal – A Match‘
beim 21. Indischen Filmfestival Stuttgart

Das Marathi-Drama ‚Sthal – A Match‘ von Regisseur Jayant Digambar Somalkar wurde am Sonntag, 21. Juli 2024, vom 21. Indischen Filmfestival Stuttgart mit dem Hauptpreis, dem mit 4.000 Euro dotierten 'German Star of India', ausgezeichnet. Der Gewinnerspielfilm erzählt vom Kampf einer jungen Frau gegen das unterdrückerische Patriarchat, das ihrem Leben Entscheidungen aufzwingen will.

Die mit 1.000 Euro dotierte Trophäe für den besten Kurzfilm erhielt 'Kav Kav' von Regisseur Swanand Wagh. Im Film engagiert sich ein unschuldiger Teenager gegen Vorurteile gegenüber seiner menstruierenden Mutter.

Den mit 1.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis gab es für ‚Chaawal' von Tamjeed Elahi Khan, der den teils verschwenderischen Umgang mit dem kostbaren Nahrungsmittel Reis thematisiert. Eine Lobende Erwähnung gab es für den Dokumentarfilm ‚Langur‘ von Haider Khan über einen Mann im Affenkostüm.

Rajni Basumatarys Drama 'Gorai Phakhi – Wild Swans' bekam den undotierten 'Director's Vision Award'. In den Ausläufern des Bodolandes an der indisch-bhutanischen Grenze erholt sich eine patriarchalischen Gesellschaft von einem jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt zwischen dem Staat und separatistischen Gruppen. Der Film beleuchtet das Leben der dortigen Frauen.

Der mit 500 Euro dotierte Werbefilmpreis ging an 'Red Label' Nobin Dutta, der anlässlich des Welttages der sozialen Medien 2023 für die Tee-Marke Red Label den Tee als das wichtigste soziale Medium positionieren sollte.

Der mit 1000 Euro dotierte Publikumspreis geht an ‚First Film‘ von Piyush Thakur, der in den 1960er Jahren in einer indischen Kleinstadt spielt, in der die orthodox geprägten Einwohner der Ausfassung waren, dass Kino den Geist der Jugendlichen verdirbt und Frauen keine Filme anschauen durften.

Mit seiner 21. Ausgabe festigte das Indische Filmfestival Stuttgart seinen Ruf als Europas größtes indisches Filmfestival und gleichzeitig wichtige Adresse für die weltgrößte Filmbranche. Mit insgesamt 65 aktuellen Filmen aus ganz Indien, darunter 50 Premieren, und zahlreichen indischen Filmgästen wie die gefeierte Schauspielerin Ayesha Kapur, begeisterte das Filmfest das Publikum.

Das 22. Indische Filmfestival Stuttgart findet statt vom 23. bis 27. Juli 2025.

Hier die Jurybegründungen im Wortlaut und die Namen der Jurymitglieder:

Spielfilmpreis: ‚Sthal – A Match’
„Der Film ‚Sthal’ nimmt uns mit in die Welt der jungen Savita. Während sie kurz vor dem Abschluss ihres Studiums steht, versucht ihr Vater verzweifelt, einen Ehemann für sie zu finden. Schließlich bringt die weit verbreitete Praxis der arrangierten Ehen die arme Bauernfamilie an den Rand einer Katastrophe.
Mit scheinbarer Leichtigkeit vermittelt der Film die Problematik der arrangierten Ehen im heutigen Indien und formt eine Geschichte, die den Zuschauer sowohl zum Lachen als auch zum Weinen bringt. Er berührt uns tief. Die atemberaubende Leistung der Laiendarsteller gepaart mit der dokumentarisch anmutenden Inszenierung geben uns einen authentischen Einblick in das Leben in der indischen Provinz.
‚Sthal‘ ist das Ergebnis einer glücklichen Konstellation aus einer außergewöhnlichen Besetzung und einem Erzähler, der sein Thema und die Welt seiner Geschichte zweifelsohne kennt. Wir wünschen Jayant Digambar Somalkar, seiner Crew, seinen Darstellern und seinen Unterstützern das Allerbeste für die Zukunft. Mögen aufregende neue Filme ihren Weg auf die große Leinwand finden.“
Jury: Alex Buresch, Diane Schüssele und Sven Bergmann

Kurzfilm: ‚Kav Kav‘
„Durch seine eindringliche Erzählung und beeindruckende Visualisierung zieht der Film sein Publikum direkt in den Bann. Dabei wird geschickt die fantasievolle Perspektive eines Kindes genutzt, um durch dessen Unschuld humorvoll veraltete Denkweisen zu entlarven sowie traditionelle Ansichten zu entmystifizieren. Den Filmschaffenden ist durch die tiefe Symbolik und subtile Art ein überzeugendes emanzipatorisches Werk gelungen, das sich sensibel dem Thema Menstruation widmet. Gleichzeitig bietet der Film einen einzigartigen Einblick in die indische Kultur, der dazu anregt, um über unsere eigenen gesellschaftlichen Normen und Tabus nachzudenken. ‚Kav Kav‘ ist somit ein kraftvolles Plädoyer für Aufklärung und Empathie und verdient daher höchste Anerkennung.“
Jury: Carolin Schröter, Pradipta Ray und Felix Ruple

Dokumentarfilm: ‚Chaawal‘
„Der Film, den wir auszeichnen möchten, trägt den unscheinbaren Namen eines Grundnahrungsmittels vieler Länder dieser Erde: Chaawal – Reis. Er erzählt die Reise des Reiskorns, vom Feld der Bauern bis zu den prunkvollen Festen Indiens. Filmemacher Tamjeed Elahi Khan erforscht die Tradition des Reiswerfens auf Hochzeiten und zeichnet dabei ein vielschichtiges Bild des Lebens in Indien. Mit dem Reis als Metapher und rotem Faden des Films beleuchtet er verschiedene Perspektiven in einer Gesellschaft, in der Überfluss und Hunger, Luxus und Armut, Tradition und Moderne parallel existieren. Dabei rückt der Film ein alltägliches Lebensmittel aus der Sicht unterschiedlicher Protagonist*innen auf die Bühne aktueller globaler Probleme und findet dafür faszinierende und poetische Bilder.“

Lobende Erwähnung Dokumentarfilm für ‚Langur‘
„Nacht. Straßen einer indischen Großstadt. Vor einer hohen Wand geht ein Mann in einem Affenkostüm, sein Gesicht tiefschwarz bemalt, umrandet von einem weißen Fell. So lernen wir Jacky kennen, einen jungen indischen Mann, den der Filmemacher Haider Kahn ganz klassisch in einem Interview zu seinem erstaunlichen Lebensweg als Affen-Mann befragt; ihn aber teilweise auch nahezu szenisch inszeniert. Starke, oft mystisch anmutende Bilder und eine mutige Erzählhaltung führen in ‚Langur‘ zu einem besonderen Porträit, das wir gerne lobend erwähnen möchten.“
Jury: Frank Walter, Nagja Varsani und Sabine Burg

Werbefilmpreis: ‚Red Label‘
„Die digitale Welt, ins analoge Zeitalter gebracht. Follower sind Freunde und Likes ein Lächeln. Eine wundervolle Idee, gepaart mit einer liebevollen und authentischen Umsetzung, die einen Einblick in das Land und die Traditionen gewährt. Superschöne Bilder, gepaart mit einem mutigen, fast dokumentarischen Street-Casting und einem perfekt dazu passenden Art-Department ist dieser Film das Gegenteil eines langweiligen und perfekt inszenierten, glatten Werbefilms. Die Jury konnte sich sofort und einstimmig auf diesen Film einigen. Wir gratulieren!”
Jury: Holger Oehrlich, Peter Stein und Michael Rösel

Director’s Vision Award: 'Gorai Phakhi – Wild Swans' von Rajni Basumatarys
„Als eine junge Frau für ihr Gender-Studium aufs Land reist, betritt sie eine Welt der Frauen. Eine Welt, die sehr stark von Männern geprägt ist. Wir spüren ihre Präsenz und ihren Einfluss auf die Frauen, ohne sie jemals auf der Leinwand zu sehen. ‚Gorai Phakheri – Wild Swans‘ zeigt auf subtile und authentische Weise, wie Frauen aus allen Schichten – Hausfrauen vom Land ebenso wie hoch gebildete Frauen aus der Stadt – unter der Geschlechterstruktur leiden. Gleichzeitig nimmt uns der Film mit auf eine heilende Reise, die die Stärke des Zusammenhalts zeigt. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen die Frauen für Unabhängigkeit, Würde und gegen häusliche Gewalt. Ihre tragischen Geschichten berühren uns zutiefst. Umso mehr freuen wir uns über jeden Akt des Widerstands, über jede Grenze, die gezogen wird. Mit einer starken Besetzung, Authentizität und einer sensiblen Stimme will ‚Gorai Phakhri – Wild Swans‘ vereinen.“