Update: Zyklon Amphan wütet inmitten der Corona-Krise in unseren Projektgebieten

26.05.20
Update aus dem Projekt-Gebiet von Seva Kendra Calcutta im North 24 Parganas Distrikt sowie von unserem Wirtschaftsprüfer in Kolkata - siehe unten.

22.05.20

Der Zyklon Amphan hat vor zwei Tagen Westbengalen und unsere Projektgebiete mit Zerstörung durch Zyklon Amphanvoller Wucht getroffen. Von vielen unserer lokalen Partnerorganisationen haben wir bisher noch keine genauen Informationen über die Situation vor Ort erhalten, weil das Elektrizitäts- und Mobilfunknetz in vielen Regionen komplett zerstört wurde und viele Straßen durch umgestürzte Bäume unpassierbar sind.

Wir müssen allerdings – besonders bei unseren Projekten in Küstennähe - vom Schlimmsten ausgehen, wegen der extremen Stärke und Zerstörungswut des Zyklons. Seit dem letzten vergleichbar schlimmen Zyklon 1999, der damals über 10.000 Todesopfer forderte, wurden in Indien ein gutes Frühwarnsystem mit Notfall- und Evakuierungsplänen eingerichtet, Flutschutzräume gebaut und die Bevölkerung intensiv geschult. In den Tagen, als sich der Zyklon über der Bay of Bengal zusammenbraute und dort die maximale Stärke 5 erreichte, gelang es,  an die 3 Millionen Menschen zu evakuieren. Daher bleibt die Hoffnung, dass zumindest die Todeszahlen vergleichsweise niedrig sind. Allerdings dürfte der materielle Schaden immens sein - Zerstörung von Hütten und Lehmhäusern, weggeschwemmte Habseligkeiten, ertrunkenes Vieh, vernichtete Ernten.

Hilfe vor Ort ist dringend nötig. Wir brauchen jetzt dringend Spenden, um unmittelbar helfen zu können. Unser 5-köpfiges erfahrenes Expert*innenteam in Kolkata, einschließlich eines Wirtschaftsprüfers, kümmert sich darum, die Hilfe in Zusammenarbeit mit unseren Partnern an die bedürftigsten Familien zu kanalisieren. Sie achten darauf, dass nicht Hilfen des Staates oder großer humanitärer Katastrophen-Hilfsorganisationen gedoppelt werden, sondern dass in existentiellen Notsituationen die nötige Unterstützung unbürokratisch, doch kontrolliert gegeben wird.

Uns hilft dabei, dass in den letzten Wochen alle Partner bereits Listen der von Corona am Schlimmsten betroffenen Familien erstellt haben. Wir hatten vor wenigen Tagen die Corona-Hilfsplanungen bewilligt - und Zerstörung durch Zyklon Amphannun muss das nochmals erweitert werden. Es ist unfassbar, dass die Menschen dort von zwei so gravierenden Katastrophen gleichzeitig betroffen sind, Menschen, die ohnehin von der Hand in den Mund leben.

Unser Partner Lake Gardens Women & Children Development Centre, der Kinderkrippen für Kinder arbeitender Mütter aus Slumsiedlungen in Kolkata betreibt, berichtet, dass die meisten der behelfsmäßigen Behausungen im Projektgebiet komplett zerstört sind. Das ganze Gebiet ist überschwemmt und die Trinkwasser- und Elektrizitätsversorgung zusammengebrochen. Original-Bericht in Englisch siehe unten.

Die Menschen einschließlich einiger der Projektmitarbeiter*innen haben in Notunterkünften Schutz gefunden. Trotz Corona-Krise ist hier allerdings an ein Abstandhalten kaum zu denken. Da die Covid-19 Infektionen in Indien momentan ohnehin dramatisch steigen, steht zu befürchten, dass es durch diese Katastrophe und die damit einhergehenden Evakuierungen zu einem starken Anstieg an Neuinfektionen in Westbengalen kommt. Das Zusammenspiel von Corona und dem Zyklon Amphan hat viele Menschen um alles gebracht. Die wochenlange strenge Ausgangssperre des letzten Monats ging mit einem Arbeitsverbot in allen nicht „systemrelevanten“ Bereichen einher. Dies hat vor allem die Tagelöhner hart getroffen, die ohnehin von der Hand in den Mund leben und keinerlei Rücklagen oder soziale Sicherung hatten, um durch die Krise zu kommen. Der Zyklon hat vielen jetzt auch noch das Dach über dem Kopf geraubt und den Menschen fehlen die finanziellen Mittel, um sich ihre Existenz neu aufzubauen.

Der Welternährungsrat hat bereits davor gewarnt, dass die Corona-Krise zu einer weltweiten Hungerkrise, gerade auch in Indien führen könnte. Diese Problematik wird in Westbengalen durch den Zyklon jetzt noch zusätzlich verschärft. Der Sturm hat Ernten zerstört sowie salziges Meereswasser weit ins Landesinnere gedrückt und so weite Landstriche langfristig unfruchtbar gemacht.

Neben staatlicher Hilfe und großflächiger Katastrophenhilfe braucht es jetzt vor allem schnelle und effiziente Hilfe in abgelegenen Gebieten. Das Wissen unserer lokalen Partnerorganisationen über die Lage und die Bedürfnisse vor Ort, sowie das Vertrauen, das sie bei den Menschen genießen, sind jetzt von unschätzbarem Wert. Wir haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Corona-Krise für die Bedürftigsten in unseren Projektgebieten durch Grundnahrungsmittel, Hygiene-Artikel und lebenswichtige Medikamente abzudämpfen. Dies ermöglicht es uns nun, schnellstmöglich auch effektive Hilfsmaßnahmen für die Menschen zu treffen, die am schlimmsten durch den Zyklon betroffen sind.

Wenn Sie helfen wollen, spenden Sie bitte auf das Spendenkonto Indienhilfe - Projekte, IBAN DE29 7025 0150 0430 3776 63, Stichwort „Katastrophenhilfe“. Spenden unter diesem Betreff werden für Nothilfemaßnahmen in Zusammenhang mit dem Zyklon Amphan und den Auswirkungen der Corona-Pandemie verwendet. Zur Erstellung einer Spendenquittung sollten Spender ihre vollständige Adresse mit angeben. Bis 200 Euro reicht aber auch der Kontoauszug für die Steuererklärung.

 

Zerstörung durch Zyklon Amphan

 

Zerstörung durch Zyklon Amphan

 

Zerstörung durch Zyklon Amphan
Zerstörung durch Zyklon Amphan

 

Zerstörung durch Zyklon Amphan

 

Zerstörung durch Zyklon Amphan

 

Weitere Informationen:
Bericht im Spiegel vom 22.5.2020
https://www.spiegel.de/panorama/indien-und-bangladesch-zyklon-amphan-aufraeumarbeiten-haben-begonnen-a-91558acd-d0dd-47d5-b5bf-434e6e65f659

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Mail vom 21.5.20 unseres Partners Lake Gardens Women and Children Development Centre, der Krippen für Kinder arbeitender Mütter aus Slumsiedlungen im Stadtteil Lake Gardens betreibt, finanziert durch die Indienhilfe:

Dear IH Team in Kolkata and Germany

Hope you and your family are safe and no major damage caused in your home after yesterday's cyclone. 

However it has left all our communities devatated. The temporary roofs of most houses in the slums have been blown off and they had to take shelter in the local club. Some of our community workers and their families are also among them. Trees have been uprooted in all major arterial roads, lanes and bylanes there by making it difficult to travel or walk. Electric poles and mobile towers have been uprooted and therefore there is no electricity and mobile network in the area. Water supply is not there, in some house the plastic water tanks have blown off. There is waterlogging. The situation is very pathetic. As you are aware that most male members are daily wage earners and women work as domestic helps but due to the covid pandemic and Lake Gardens being demarcated as containment zone they are not allowed to go out to work so there is no cash flow and after being out of work for two months all savings have also hit rock bottom. They are now in catch 22 situation with food to buy on one hand and repaing damages on the other both being of utmost importance.

We had requested them to send pictures but as you may well understand they are now more concerned on getting cash to repair their damage and buy food. Also since there is no mobile connectivity it is difficult for them to send pictures. 

However, we will keep you posted on further updates/photos as and when we receive them. 

Thank you for your concern and cooperation.
Regards
Suranjana and Debjani

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Mail vom 25.5.20 unseres Partners Seva Kendra Calcutta, der sich für die Abschaffung von Kinderarbeit in 3 Gram Pancayats im North 24 Parganas in Westbengalen engagiert, finanziert durch die Indienhilfe:

Dear Friends,
Greetings from Seva Kendra Calcutta!

You are well aware of the horrifying experience that our people went through on the 20th of May 2020 because of the Super Cyclone Amphan.

The destruction caused is massive.

  • A large number of trees have been uprooted in the five districts of West Bengal. This is an ecological disaster. 60 % of these trees were well grown at least 100 years old. The loss of oxygen they created and its lacuna will tell upon the health of the people in the long run. Just add to this the COVID 19 Virus situation.
  • Many of these trees fell on the rooftops of houses and have destroyed lakhs of houses of the poor. Some of them have fallen on electrical wires and the electrical posts have been grounded. Because of the live wires in the water a lot of who had gone out and were wading through the flooded waters were electrocuted. The total number of deaths is estimated at 87!
  • Large areas in the city did not have electricity and therefore no water for the last four days. 80% of the areas are now restored to normalcy.
  • The clearing of the roads of the fallen trees is a mammoth task so much so even the army has been asked to pitch in. The work is going  on war footing.
  • In the districts of 24 Parganas South and North, life is still at a standstill. No electricity, no internet connection, roads are     blocked with the fallen trees, transport is nearly impossible. Thereby, relief work has been hampered.
  • In the villages a large number of people were evacuated into safe  shelters that were constructed post Aila Cyclone.
  • Drinking water is a major challenge. No electricity, no fuel, flooded areas does not make it possible to cook food. Only option is uncooked dry food.
  • The toilet facilities are just pathetic as most of them have to have recourse to open defecation which is a major challenge to women and girl child. WASH materials is the need of the hour.

In this time of Emergency, I appeal to you to help us financially with donations to reach out to those that are battered by this Super Cyclone. They count on us and look up to us for help and we in turn look up to you for your generosity. You have always been kind and supportive.

Franklin Menezes, Director Seva Kendra Calcutta

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Am 25.5.20 berichtet unser indischer Wirtschaftsprüfer Sayatya Mallick:

My parents got their electricity connection restored yesterday. With limited manpower working due to the lockdown, people are having to wait on the roads through day and night to ensure that repairing work happens in their area. There are people from other areas trying to poach/hijack the workers to their own areas. In some areas, residents have also blocked roads in protest demanding that repair work in undertaken in their area. We hear that from the next week Kolkata is likely to face a shortage of vegetables due to the extent of damage in the North and South 24 Parganas.