Online-Vortragsreihe von Missio: "Indische Ökologie" am 9. und 16. September 2021

Das Internationale Katholische Missionswerk missio bietet zwei jeweils 90-minütige Online-Veranstaltungen im Kontext der missio-Reihe "Spiritualität in der Weltkirche" zu verschiedenen Aspekten "Indischer Ökologie" an.

Donnerstag, 09.09.2021, 18 bis 19:30 Uhr
Jacinta Kerketta

Die Zerstörung der Natur ist der Untergang der Menschheit.
Über das Glaubenssystem der Adivasis

kostenfrei, Spende erbeten
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt und wird konsekutiv übersetzt.

In Indien leben ca. 100 Mio. Adivasis. Ihre Weltanschauung und ihr Glaubenssystem unterscheiden sich von denen religiöser Organisationen. Viele Adivasi-Gemeinschaften in Indien haben zwar eine andere Religion angenommen, aber es gibt nach wie vor viele, die immer noch nach dem Adivasi-Wertesystem leben. Wenn wir über ihre Kultur sprechen, dann ist es auch sehr wichtig, über den Glauben der Adivasis zu sprechen, denn bei ihnen ist alles miteinander verbunden.
Wenn die Welt heutzutage über den Schutz der Natur spricht, dann sollte sie sich ebenfalls um den Schutz derjenigen kümmern, die der Natur am nächsten sind und die sie am besten verstehen. Das sind die Adivasis.Sie kämpfen für ihre Rechte und um das Überleben ihrer Kultur. Die Welt ist aufgerufen, sich mit den Adivasis solidarisch zu erklären und ihr Glaubenssystem zu verstehen.
In der Weltanschauung der Adivasis steht die Natur im Mittelpunkt jeder Lebensform und alle sind gleichwertig. Natur bedeutet nicht nur Bäume und Pflanzen, sondern das gesamte Universum der Lebenssysteme.
Die Zerstörung der Natur ist für die Adivasis gleichbedeutend mit dem Sterben der Menschheit, deshalb verteidigen sie jeden Bereich, der bedroht sein könnte.
Das ist der Unterschied zu den institutionellen Religionen: die Adivasi-Gemeinschaften haben eine enge Beziehung zur Natur. Sie betrachten sie als ihre Heimat und als Teil ihrer selbst, mit dem sie untrennbar verbunden sind.

Jacinta Kerketta ist Dichterin, Autorin und freiberufliche Journalistin, die einer Oraon Adivasi-Gemeinschaft im West Singhbhum Distrikt von Jharkhand, Indien, angehört. Sie schreibt in Hindi. In ihren Gedichten hebt Jacinta Kerketta die Ungerechtigkeiten hervor, die den Adivasi-Gemeinschaften widerfahren, sowie deren Kampf dagegen. Ihre Gedichte sind wichtige Dokumente über die Weltanschauung der Adivasis. Jacinta Kerketta ist Autorin von zwei zweisprachigen (Hindi und Englisch) Gedichtsammlungen: „Angor“ (Adivani, Kalkutta) und „Jadon Ki Zameen“ (Bharatiya Jnanpith, Neu Delhi). Beide Bücher wurden von Johannes Laping ins Deutsche übersetzt und sind im Draupadi Verlag, Heidelberg, erschienen (Glut. Gedichte Hindi-Deutsch, 2016; Tiefe Wurzeln. Gedichte Hindi-Deutsch, 2018). Im Juli 2018 war Jacinta Kerketta zu Gast bei der Indienhilfe für die Lyrik-Lesung "Stimmen der Natur - Stimmen der Menschen".

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Donnerstag, 16.09.2021, 17 bis 18:30 Uhr
Dr. Nanditha Krishna
Das Heilige in der Natur: die sakrale Ökologie Indiens

kostenfrei, Spende erbeten
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt und wird simultan übersetzt.

Indien verändert sich rasant, und mit Industrialisierung und Verstädterung steigt auch die Umweltbelastung. Delhi gilt als eine der schmutzigsten Städte weltweit, fast 30 % der 1,2 Mrd. Inder sind vom Land in die Stadt gezogen. Die Industrialisierung kippt ihre giftigen Abfälle ungeschützt auf Deponien und Indien ist der viertgrößte Emittent an Treibhausgasen weltweit.
Welchen Stellenwert hat Umweltpolitik in Indien, welche Rolle spielt die Religion und was hat das koloniale Erbe des britischen Empire mit der Umweltpolitik Indiens zu tun? Zu diesen Fragen konnte mit Nanditha Krishna eine der ersten und bekanntesten Umweltaktivistinnen in Indien gewonnen werden.
Obwohl Indien seit 1947 unabhängig ist, spielt das Erbe der Kolonialzeit bis heute auch in der Umweltpolitik eine Rolle. Das Rechtssystem der Kolonialzeit ist zum Teil noch weiter gültig, direkt oder indirekt, und vereitelt häufig die Durchsetzung ambitionierterer Umweltziele.
Aber auch der Hinduismus spielt in der Umweltpolitik eine Rolle. So ist Umweltpolitik über den religiösen Umweg manchmal leichter durchsetzbar. Beispiel „Sacred forests“. So war es nicht gelungen, Wälder als Naturschutzwälder auszuweisen, aber über den Umweg einer Ausweisung der Wälder als religiöse Stätten konnten diese am Ende geschützt werden.

Dr. Nanditha Krishna ist Historikerin, Umweltaktivistin und Autorin aus Chennai, Indien. Bereits seit den 1970er Jahren kämpft sie für den Schutz von Pflanzen und Tieren. So führte ihr Artikel „Slaughter for Science” in der Illustrated Weekly of India, 26.3.1978, zu einem Ausfuhrverbot von Rhesus-Affen aus Indien.
Nanditha Krishna wurde in Alter Indischer Kultur von der Universität Bombay promoviert. Sie war Professorin und Forscherin und ist derzeit Direktorin des CPR Instituts für Indologische Forschungen, das der Universität von Madras angeschlossen ist. Sie ist ebenfalls Präsidentin der C.P. Ramaswami Aiyar Stiftung. Nanditha Krishna hat zahlreiche Bücher und Forschungsarbeiten zu indischer Kultur und Umwelt publiziert, darunter die bekanntesten Sacred Plants of India, 2014, (Geheiligte Pflanzen von Indien) und Sacred Animals of India, 2010 (Geheiligte Tiere von Indien).
Eine vollständige Liste ihrer beeindruckenden Publikationen, ihrer zahlreichen Mandate und ihres Werdegangs findet sich auf ihrer Homepage www.nandithakrishna.in.

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Um Anmeldung wird gebeten: bildung-muenchen@missio.de   oder Telefon 0 89/51 62-238
Sie erhalten eine Teilnahmebestätigung und rechtzeitig vorher einen Link, mit dem Sie sich in die Online-Veranstaltung einwählen können.

Flyer zu den Veranstaltungen als pdf-Datei HIER

Konkretere Informationen inklusive Anmeldemöglichkeit dazu gibt es unter https://www.missio.com/veranstaltungen