Mi, 31.3.21: Online-Filmvorführung "Das Neue Evangelium" & Filmgespräch mit Christiane Lüst

Passend zur Karwoche laden Indienhilfe und die Herrschinger Fairtrade-Town-Steuerungsgruppe ein:

Online-Filmvorführung des Films "Das Neue Evangelium"
mit anschließendem Filmgespräch
mit Fairhandels-Aktivistin Christiane Lüst aus Gauting

Wann: Mittwoch, 31. März 2020, 19:30 bis ca. 22:00 Uhr (Filmlänge 107 Minuten) - online jeder bei sich zu Hause
Anschließend Filmgespräch: ca. 21:15 bis 22:00 Uhr über Zoom.
Dazu bitte einfach um 21:15 Uhr über folgenden Link einwählen:
https://zoom.us/j/92386311616?pwd=Z1U2b2pJbmxsV2VJblUrQkx5WEtpZz09
Kenncode: 16111

Kartenkauf für den Film:
Eine Karte können Sie online für 9,99 Euro kaufen oder direkt im Weltladen der Indienhilfe e.V. Herrsching, Welthaus "Alte Schule", Luitpoldstr. 20, bar erwerben (wo Sie sich auch gleich mit Feiertagskaffee und den passenden süditalienischen Produkten für die Feiertage eindecken können ). Bitte vorab telefonisch (08152-1231) oder per email reservieren: email@indienhilfe-herrsching.de.

Für den Online-Kauf gehen Sie auf die Web-Seite https://dasneueevangelium.de/#digitales-ticket und wählen oben rechts das Kino aus, das Sie mit dem Kauf unterstützen möchten (z. Bsp. das Kino Breitwand Gauting). Anschließend wählen Sie die Anzahl der Tickets aus, die sie erwerben möchten. Bezahlen können Sie per Paypal oder Kreditkarte. Sie erhalten anschließend einen Code per Mail, mit dem Sie den Film zu einer gewünschten Zeit über die Webseite https://film.dasneueevangelium.de/ anschauen können. Wir schlagen vor, dass wir uns alle gemeinsam um 19:30 einloggen, um den Film anzuschauen. Wenn aber die Zeit für Sie unpassend ist, können Sie sich den Film auch früher anschauen und sich am 31.3. um 21:15 Uhr dann nur für das Filmgespräch einwählen.
Für den direkten Kauf einer Karte / eines Zugangscodes bei der Indienhilfe einfach eine Mail an email@indienhilfe-herrsching.de schreiben.

Über den Film:
Wie würden Jesus und seine Jünger heute aussehen? Diese Frage stellt Regisseur Milo Rau in seinem außergewöhnlichen Film "Das Neu Evangelium"  und verbindet die Passionsgeschichte mit aktuellen gesellschaftlichen Missständen. Die Hauptdarsteller des Films – inklusive Jesus – sind fast alle schwarz und im echten Leben Geflüchtete, die über das Mittelmeer nach Italien kamen. Sie hausen in armseligen Wellblechhütten rund um Matera, der historischen süditalienischen Stadt, wo schon Pasolini sein "Das 1. Evangelium – Matthäus" gedreht hat. Dort „rackern sie in einem mafiös strukturierten System für Minilöhne auf trostlosen Tomatenfeldern, Sklaven des 21. Jahrhunderts, ohne Papiere, ohne Perspektive, ausgebeutet für unsere Tomatensoßen in Dosen“ (Zitat: https://www.sueddeutsche.de/kultur/das-neue-evangelium-film-milo-rau-ivan-sagnet-kritik-1.5152480 ). Im Film vermischen sich Bibelgeschichte und Realität zu  einem teils verstörenden Gesamtkunstwerk und einem  Weckruf an uns alle, nicht wegzuschauen.

Hintergrund:
Unmenschliche Arbeitsbedingungen gibt es nicht nur in Ländern des "globalen Südens", sondern auch in einem der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. In Italien werden illegale geflüchtete Afrikaner:innen und Italiener:innen in der Landwirtschaft ausgebeutet. Für 25 Euro am Tag ernten sie Tomaten, Orangen und  Weintrauben. Der Verein NoCap, der 2017 von dem aus Kamerun stammenden IT-Ingenieur Ivan Sagnet gegründet wurde, versucht, dem mafiösen System etwas entgegen zu setzen. Zusammen mit der italienischen Supermarktkette „Megamark“ entwickelte der Verein ein Label für fair erwirtschaftete Bio-Produkte. In "Das Neue Evangelium" spielt Ivan Sagnet den Jesus.

Die Journalistin Helen Hecker hat vor kurzem einen lesenswerten Artikel über diese Zustände in der italienischen Landwirtschaft veröffentlicht. Die Überschrift lautet "Schluss mit moderner Sklaverei" (https://www.deine-korrespondentin.de/schluss-mit-moderner-sklaverei/ ). Der Untertitel "Italienische Landarbeiterinnen begehren auf" lässt hoffen.
Einen guten Überblick zu den Arbeitsbedingungen der Erntehelfer:innen gibt auch dieses Interview mit Ivan Sagnet, das 2018 im Weser Kurier erschien: https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-politik_artikel,-jeder-weiss-davon-aber-keiner-handelt-_arid,1663639.html   Mehr Informationen zu den Produkten von NoCap gibt es auf der Homepage des Öko & Fair Umweltzentrum Gauting: https://oeko-und-fair.de/?p=6444
In der SZ Kulturbeilage vom 23.2.21 findet sich ein Hinweis auf das Buch "Agromafia" - ein Investigativreport von SZ-Italien-Korrespondent Oliver Meiler. "Er hat mit Richtern, Bauern und Reportern gesprochen und zeigt, wie die Tomate für die Mafia zum neuen Kokain geworden ist." https://www.sueddeutsche.de/kultur/von-sz-autoren-oliver-meiler-ueber-die-agromafia-1.5214994

Das "Öko & Fair Umweltzentrum Gauting" und der Herrschinger Weltladen vertreiben die NoCap-Produkte bereits und darüber hinaus auch Produkte von "legal & lecker" und weiteren anerkannten Weltladen-Fairhandels-Lieferanten aus Genossenschaften auf befreitem Mafia-Land - Produkte rund um Tomate und Pasti, Zitrusfrüchte, Oliven/-öl, Wein, Grappa...

Die Referentin für das anschließende Gespräch:
Christiane Lüst mit ihrem Öko & Fair Umweltzentrum Gauting verkauft schon lange italienische Produkte von alternativen Landwirtschafts-Projekten, die eine faire Behandlung und Bezahlung der Arbeiter:innen garantieren und Geflüchteten ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Regelmäßig veranstaltet das Umweltzentrum Gauting auch Solidar-Reisen nach Süditalien mit Besuchen von Flüchtlings- und Solidaritätsprojekten. Gemeinsam mit Yvan Sagnet vertreibt sie NoCap-Produkte in Deutschland. Sie berichtet von ihren letzten Besuchen in mehren Ghettos von Geflüchteten im italienischen Mafialand in Süditalien und ihrer Zusammenarbeit mit NoCap sowie mit Sozialkooperativen aus mafiabefreiten Gebieten von Libera Terra und Solidale Italiano, die die Produkte für "Legal und Lecker" herstellen. Anschließend steht sie für Fragen zur Verfügung.

Wir freuen uns auf den gemeinsamen Online-Abend!